Von Steinen und Wegen…

02.08.21

Gestern schrieb mir eine Freundin aus längst vergangenen Zeiten, wie sehr sie sich für mich freuen würde, dass ich mir hier einen so schönen Ort schaffen würde. Ebenso, dass Sie sich über die Fotos immer sehr freue, die ich auch mit ihr teile und dass Sie mir hier ein wundervolles Leben wünsche. Diese Resonanz – insbesondere aus der räumlichen und zeitlichen Distanz heraus – hat mich sehr berührt.

Ja – Sie hat recht, ich bin dabei, einen wunderschönen Ort zu gestalten. Mein Heim und jenes, der Mieter, sowie das der tierischen Vielfalt, hier auf dem Hof. Und mir ist bei ihrer Nachricht auch wieder mein Weg bewusst geworden, welchen ich – insbesondere in den vergangenen acht Jahren zurücklegt habe, zurücklegen musste – um meine Träume, Sehnsüchte und Wünsche, mit Realitäten unterlegen – oder vielleicht sogar untermauern zu können? Um meine Ängste zu überwinden, den Mut zu fassen, Nägel mit Köpfen zu machen.

Der Weg war zuweilen sehr holprig und steinig. Alles andere als leicht und entspannt. Auch auf meinen gesamten Lebensweg zurückblickend, wurden mir immer wieder Steine in den Weg gelegt – mal beruflich, mal privat. Große und kleine, spitze und flache, schwere und leichte. Und nun finde ich hier bei jeder Grabung auf dem Hof, Steine. Steine über Steine. Feldsteine, Findlinge, aber auch Schuttreste, die andere – nicht unter den Teppich, sondern unter die Erde gekehrt haben. So räumen wir hier auch viel auf. Sortieren. Und – die Menschen flachsen und sagen, ich sei steinreich. Ebenso wurden neue vielfarbige Steine eingebracht. Selbst erwählte Steine. Ganz bildhaft gesprochen, baue ich nun aus allen Steinen in meinem Leben, auch aus jenen, die mir in den Weg gelegt wurden, das Gerüst, das Rückgrat oder auch die Lebensader des Innenhofs.

Da so fleißige Menschen so liebevoll und mit bedacht, meine Ideen umgesetzt haben, sie in Teilen auch weiter ausgebaut und entwickelt haben, ist es wirklich wunderschön und einzigartig geworden. So ist nun, aus den vielen alten und neuen Steinen, wie in einem Mosaik, etwas Ganzes und Heiles geworden. Etwas Sinnstiftendes, all diese Steine – miteinander verbunden – bilden nun tragfähige Wege und Flächen. Sie geben Halt bei unsicherem Tritt, Orientierung und man kann sich in der Beobachtung, in ihnen verlieren. Denn keiner ist wie der andere. Je nach Lichteinwirkung, oder Wassereinfluss, wird das Farbenspektrum immer weiter, verändert sich. Als ob sie atmen oder lebendig sind, je nach unterschiedlichen Witterungsverhältnissen, welche wiederum mit den Steinen zu spielen und interagieren zu scheinen (dass das mit Steinen auch möglich ist – war mir noch gar nicht bewusst).

Durch die Integration, der farbigen Elemente, haben die „alten“ Steine (Feldsteine) eine neue Rolle erhalten (allerdings hatte ich mich auch schon vor meiner Ankunft hier, an vielen derartigen abgearbeitet). An Kraft und Stärke haben sie nach und nach in ihrer unangenehmen Wirkung (dadurch) verloren. Sie bilden den nun den stabilen Rand zu allen Wegen, haben dadurch eine begrenzende und haltende Funktion, gelaufen wird aber auf den (selbst gewählten) bunten Schönheiten.

Wenn ich diese Wege jetzt beschreite, dann haben die „alten – mir in den Weg gelegten Steine“ eine neue Aufgabe bekommen. Ich habe sie ihnen zugeordnet. Einige habe ich ganz entsorgen lassen, weitere werden noch verbaut – zu was auch immer noch. Ja – und dann kommt mir die Weisheit in den Sinn – „Wege entstehen, indem man sie geht“. Aber das wäre dann wohl ein eigenes Thema – für einen weiteren Blog…. :o) … und wo sie mich noch hinführen werden, außer an die Feuerstelle, den Teich oder die Eingänge zum Stallgebäude – das kann ich ja auch noch gar nicht wissen. Ich werde mich einfach überraschen lassen. Sie haben ihren Platz in meinem Herzen ja gefunden. Da kann ja nichts mehr schief gehen.

2 Kommentare

  1. Hallihallo Frau Schahbaz,
    mit großem Interesse habe ich in Ihren Seiten und Themen geblättert und musste immer weiter lesen. Das Loslassen ist auch bei Ihnen ein großes Thema und erstaunlich wie Sie die Hintergründe bzw. Zusammenhänge zu den Steinen in Verbindung bringen.
    Was sie an Gestaltungen erdacht haben ist etwas Besonderes, das werde ich mir gerne vor Ort ansehen.

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    • Liebe Frau Lemm,

      mit etwas Verzögerung – jedoch mit umso mehr Freude – habe ich gerade Ihre Nachricht hier vorgefunden. Die letzten Wochen waren sehr arbeitsreich (und sind es weiterhin). Die Pflege der Homepage, musste ich vernachlässigen. Ich arbeite gerade Einiges am Schreibtisch auf.

      Danke für Ihre Einschätzung zum Blog. Ja – da hatte ich einen entspannten und tiefen Moment. Auch diese mögen wieder zunehmen… :o)

      Ich freue mich über Ihre Ankündigung, sich alles einmal „live“ anzuschauen!

      In der Zwischenzeit habe ich einen facbook Account eingerichtet. Der Alpakahof. Das kann ich tagesaktuell leichter mit arbeiten (Word Press – Böhmisches Dorf für mich).
      Haben sie dort einen Account? Dann könnten wir darüber in Kontakt treten. Oder sie Schreiben mir einmal über info@der-alpakahof.de eine Nachricht.

      Ich weiß nicht, wo sie wohnen, aber ab nächsten Sonntag, steht die Ferienwohnung zur Anmietung zur Verfügung – falls Sie Lust hätten, mal mehr Zeit hier zu verbringen.

      Und Weiteres ist in der Mache…

      Ganz herzliche Grüße und einen guten Start in die neue Woche für Sie!

      Schirin Schahbaz

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